Streamerin Alicia Joe übt in YouTube-Video scharfe Kritik an der deutschen Glücksspielbranche
Die deutsche Streamerin Alicia Joe (29) hat am 24. Februar 2025 ein Video mit dem Titel Deutschland stürzt in eine Glücksspiel Krise (und keiner merkt’s) bei YouTube hochgeladen, das verschiedene Bereiche der Glücksspielbranche kritisiert. Das Video der 29-jährigen Influencerin, das auch auf der Streaming-Plattform Twitch in einer Live-Premiere zu sehen war, hat schon kurze Zeit nach dem Upload weit über 100.000 Aufrufe erhalten und zahlreiche Reaktionen ausgelöst.

Die Streamerin Alicia Joe hat in einem aktuellen Video die deutsche Glücksspielbranche kritisiert. © Steffen Prößdorf / Wikipedia
Ständige Verfügbarkeit und staatliche Interessen
Alicia Joe habe in ihrem 26-minütigen Video erklärt, dass das Glücksspiel in Deutschland ihrer Meinung nach “immer präsenter” werde. Dies hänge laut ihrer Aussage damit zusammen, dass Slots, Poker und Sportwetten im Internet und daher auf dem Smartphone jederzeit verfügbar seien.
Dass der Staat mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 einen Rahmen für legales Glücksspiel geschaffen habe, sei nach Meinung der Streamerin mit Vorsicht zu genießen. Sie habe den Eindruck, dass es dem Staat vor allem darum gehe, Steuereinnahmen zu generieren.
Der jüngst bekannt gewordene Rückgang der Steuereinnahmen aus Glücksspiel im Jahr 2023 und insbesondere der starke Einbruch der Einnahmen aus virtuellen Automatenspiel scheint in den Recherchen von Alicia Joe nicht berücksichtigt worden zu sein, da sie sich nur auf Zahlen bis zum Jahr 2022 bezieht.
Kritik an “Glücksspiel im Kinderzimmer”
Die Streamerin habe zudem besonders harte Worte für Lootboxen und andere Glücksspielmechaniken in Videospielen gefunden, die sich teilweise an ein minderjähriges Publikum richten würden. Sie halte diese Features für “lupenreines Glücksspiel” und bemängele, dass Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, Lootboxen immer noch toleriere.
Alicia Joe lobt zwar Belgien und die Niederlande für ihren rechtlichen Umgang mit Lootboxen, allerdings wurde schon vor Jahren in den Medien berichtet, dass das Verbot in Belgien umgangen werde und in den Niederlanden sogar vollständig aufgehoben worden sei.
Die exklusive Kritik an Deutschland scheint in diesem Zusammenhang also eher unverständlich zu sein. Allerdings deckt sich die grundsätzliche Argumentation der Streamerin mit Forschungsergebnissen zur Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen.
Zuschauer teilen ihre Erfahrungen in den Kommentaren
Auf YouTube können Zuschauer kommentieren und dabei ihre eigenen Erfahrungen teilen. Darunter befinden sich scheinbar zahlreiche Personen, welche die Schattenseiten der Glücksspielbranche erlebt zu haben scheinen:
- Eine Frau schreibt, sie habe bereits im Alter von 11 Jahren beim Smartphone-Spiel Howrse virtuelle Zufallsgegenstände mit der Kreditkarte ihrer Mutter erworben und könne erst jetzt rückwirkend deuten, dass es sich dabei um eine Art Glücksspielsucht gehandelt haben könnte.
- Ein anderer User habe als Erwachsener die Erfahrung gemacht, aufgrund abgesagter Fußballspiele während der Corona-Pandemie auf die russische Tischtennis-Liga gewettet zu haben. In diesem Zusammenhang sei ihm klar geworden, dass er nicht aus Spaß, sondern aufgrund einer zugrunde liegenden Sucht gewettet habe.
- Ein weiterer User gesteht, er würde gerne alle Lottoziehungen eines kompletten Jahres nacheinander spielen, da es bei ihm ein unbefriedigendes Gefühl hinterlasse, bis zum nächsten Mittwoch oder Samstag warten zu müssen.
Allerdings gibt es auch Stimmen, die davor warnen, dass man das vermeintliche Suchtpotenzial auf praktisch alle Bereiche des Lebens ausweiten könne. Dass Menschen Geld für “bescheuerten Schabernack” ausgeben würden, wie es ein User beschreibt, löse nicht automatisch den Bedarf für Regulierungen oder gar Verbote aus.
Alicia Joe fordert staatlichen Eingriff
Gegen Ende ihres Videos fordert Alica Joe einen stärkeren staatlichen Eingriff, da sie die Auffassung vertrete, der Markt könne sich nicht selbst regulieren. Insbesondere der wachsende Schwarzmarkt stelle ihrer Meinung nach ein großes Problem dar, während das legale Geschäft zumindest mit einigen Sicherheitskonzepten (z.B. OASIS) ausgestattet sei.
Konkret könne sich Alicia Joe das Payment-Blocking von Zahlungsanbietern und die Sperre des Zugriffs auf internationale Glücksspiel-Websites von Deutschland aus vorstellen. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder scheint derartige Maßnahmen ohnehin intensivieren zu wollen.
Alicia Joe habe konstatiert, dass das Vorhaben nicht einfach sei, würde sich aber zumindest wünschen, dass es potentiell suchtgefährdeten Menschen so schwierig wie möglich gemacht werden solle, weiter an Glücksspielen teilzunehmen. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, werden die nächsten Jahre zeigen.