Steuereinnahmen aus Glücksspiel sinken: Online-Slots zeigen besonders starken Rückgang
Das Glücksspiel ist ein Milliardengeschäft für den deutschen Staat. Doch nach Jahren des Wachstums sind die Steuereinnahmen aus Glücksspiel im Jahr 2023 erstmals von rund 2,57 auf 2,48 Milliarden Euro zurückgegangen. Könnte 2024 noch ein größerer Rückgang drohen und was sind mögliche Gründe für die Trendwende?
Gegenläufige Entwicklungen auf dem Markt
Das Statistische Bundesamt hat heute die offiziellen Zahlen für die gesamten Glücksspieleinnahmen in Deutschland im Jahr 2023 veröffentlicht. Aus den Daten geht hervor, dass die Lotteriesteuer mit 1,77 Milliarden Euro die ertragsstärkste Steuerquelle innerhalb der Glücksspielbranche gewesen sei. Gegenüber dem Vorjahr seien die Einnahmen in diesem Bereich nochmals um 5,8 % gestiegen.
Weniger Steuereinnahmen als im Vorjahr habe es hingegen bei Sportwetten (5,2 % weniger), Online-Poker (7,5 % weniger) und virtuellem Automatenspiel (38,5 % weniger) gegeben. Letzteres habe 2022 noch für deutlich mehr Einnahmen als Sportwetten gesorgt. Jetzt lägen die Steuereinnahmen aus virtuellen Automatenspiel deutlich unter denen von Sportwetten.
Wird weniger gespielt oder weniger versteuert?
Es ist schwierig zu erfassen, wie viele Menschen an Online-Glücksspielen teilnehmen, weil das Spiel nicht nur auf dem regulären Markt stattfindet. Berechnungen der Universität Leipzig zufolge, würden mittlerweile rund 50 % der Umsätze des Online-Glücksspiels auf illegalen Seiten erzielt.
Die Spielaktivität auf dem illegalen Markt scheint nicht nur zuzunehmen und ist schwer überschaubar, sie generiert auch keine Steuereinnahmen. Theoretisch wäre es denkbar, dass von Jahr zu Jahr mehr Menschen Online-Slots nutzen, aber nur ein Teil von ihnen bei legalen Anbietern spielt.
Eine mögliche Abkehr vom legalen Markt könnte auch damit zusammenhängen, dass viele beliebte Spiele, wie z.B. Blackjack und Roulette (mit oder ohne Live-Dealer) sowie Slots mit progressiven Jackpots, in Deutschland nicht erlaubt sind, auf dem Schwarzmarkt aber angeboten werden.
Dass nicht nur das Veranstalten, sondern auch die Teilnahme an illegalen Glücksspiel in Deutschland strafbar ist, scheint viele Spieler nicht davon abzuhalten. Illegale Anbieter würden sich sogar vornehmlich an spielsüchtige Menschen richten, um diese ohne Einsatzlimits und Schutzmechanismen auszubeuten.
Trend könnte sich 2024 fortsetzen
Das Bundesministerium für Finanzen veröffentlicht schneller Zahlen als das Statistische Bundesamt, sodass bereits ein Einblick in die Entwicklungen des letzten Jahres möglich ist.
Der Rückgang der Steuereinnahmen aus virtuellen Automatenspiel scheint sich fortzusetzen, wie unter anderem eine Auswertung aus dem Mai 2024 zeigt. Während sich die Gesamteinnahmen relativ stabil entwickeln würden, seien die erzielten Steuern im Zusammenhang mit Online-Slots tendenziell weiter im Sinkflug.
Man darf gespannt sein, wie sich einerseits das Spielverhalten der Menschen in Deutschland entwickelt und welchen Einfluss dies auf die Steuereinnahmen haben wird. Wenn immer mehr Menschen spielen, aber die Einnahmen des Staates sich nicht erhöhen, wäre dies ein fatales Zeichen für die Kanalisierung in den legalen Markt und könnte als Versagen des Glücksspielstaatsvertrages 2021 ausgelegt werden.