Italien: Werden Glücksspiel-Sponsoren im italienischen Fußball bald wieder erlaubt?

Italienische Medien berichten, dass die Regierung Italiens derzeit daran arbeitet, das seit Jahren bestehende Verbot von Glücksspiel-Sponsoren im Fußball zu kippen. Der Hintergrund seien massive finanzielle Verluste italienischer Fußballvereine in den vergangenen Jahren.

Aufnahme des Stadions von Juventus Turin.

Wird Glücksspiel-Sponsoring in den italienischen Fußball zurückkehren? © Wikipedia

Italienischer Sportminister befürwortet die Aufhebung des Verbots

Die renommierte italienische Zeitung Gazzetta dello Sport berichtet seit einigen Tagen über eine anstehende Aufhebung des Verbots von Glücksspiel-Sponsoring [Link auf Italienisch] im italienischen Fußball. Es heißt, Italiens Sportminister Andrea Abodi, 64, unterstütze dieses Vorhaben und stehe bereits im engen Austausch mit den italienischen Fußballvereinen. Auch der Präsident der Serie A sowie eine Senatskommission sollen das Vorhaben unterstützen.

Die Aufhebung des Verbots von Glücksspiel-Sponsoring soll an bestimmte Bedingungen geknüpft sein. So sollen die Vereine dazu verpflichtet werden, 1 % ihrer Einnahmen aus dem Glücksspiel-Sponsoring in einen Fonds für soziale und sportliche Projekte zu investieren. Damit sollen unter anderem der Frauenfußball, Nachwuchsprogramme und die Modernisierung der Stadien gefördert werden.

Laut der Gazzetta dello Sport habe Senator Paolo Marcheschi, 63, einen entsprechenden Antrag eingereicht, über den in der kommenden Woche abgestimmt werden soll. In dem Antrag fordere Marcheschi die Regierung dazu auf, die Änderung des aktuellen Werbeverbots in Bezug auf Glücksspiel und Wetten in Bezug auf Sportveranstaltungen zu bewerten.

Seiner Meinung nach sollten die Logos von Glücksspiel- und Sportwettenanbietern schnellstmöglich auf die Trikots und in die Stadien der italienischen Fußballvereine zurückkehren.

Gleichzeitig soll der Senator vorgeschlagen haben, eine Sensibilisierungskampagne in Bezug auf das Thema Sportwetten zu starten. Dass dies notwendig sein könnte, zeigen Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Laut einer Studie geben die Italiener im europäischen Vergleich das meiste Geld für Glücksspiel aus und problematisches Glücksspiel sei stark verbreitet. Dennoch kündigte die italienische Regierung im Dezember 2024 an, 50 Millionen EUR zur Bekämpfung von Glücksspielsucht zu streichen.

Aktuelle Regelungen schaden dem italienischen Fußball

In Italien gilt bislang ein strenges Verbot von Glücksspiel- und Sportwetten-Sponsoring im Fußball. Vereinen der Serie A und der Serie B ist es nicht erlaubt, von einem Glücksspiel- oder Sportwetten-Anbieter gesponsert zu werden. Das umfasst sowohl Werbung auf den Trikots als auch in den Stadien.

Dieses Verbot trat im Jahr 2019 in Kraft und bedeutete für viele Vereine im italienischen Fußball eine große Umstellung. Etwa die Hälfte aller Klubs der Serie A musste ihre Verträge mit Glücksspiel-Sponsoren kündigen und sich nach neuen Geldgebern umsehen.

Aufnahme aus dem Stadion des AC Mailand.

Laut Experten hat das Glücksspiel-Sponsoring-Verbot dem italienischen Fußball massiv geschadet. © Wikipedia

Es wird davon ausgegangen, dass dem italienischen Fußball dadurch ein Schaden in Höhe von mindestens 700 Millionen EUR entstanden sei. Experten hatten bereits vor dem Inkrafttreten des kompletten Verbots davor gewarnt, der italienische Fußball sei dadurch im internationalen Vergleich mit anderen Ligen nicht mehr wettbewerbsfähig. Eine Aufhebung des Verbots könnte zu einer unmittelbaren Verbesserung der finanziellen Situation der Vereine führen.

Hinzu kommt, dass die aktuellen Regelungen zu großer Verwirrung geführt hätten. Es heißt, dass selbst den Vereinen nicht klar sei, welche Arten von Sponsoring erlaubt seien und welche nicht. Dies habe laut Einschätzung von Experten den Markt für illegale Sportwetten bereichert.

Fußballvereine umgehen das Sponsoring-Verbot

Dass die derzeit geltenden Regeln rund um das Thema Glücksspiel-Sponsoring in Italien nicht zielführend sind, zeigen nicht nur die herben finanziellen Verluste der Vereine. In den vergangenen Jahren sollen zahlreiche Klubs das Verbot ausgehebelt haben.

Dafür hätten sie ein Schlupfloch genutzt: Sie haben die Werbung ihrer Glücksspiel-Sponsoren durch Werbung für deren Tochterfirmen ersetzt. Dadurch seien sie einerseits dem Verbot nachgekommen, hätten andererseits aber weiterhin indirekt für ihre Sponsoren geworben.

Dieses Vorgehen lässt sich unter anderem auch im belgischen Fußball beobachten. Dort ist am 1. Januar 2025 ein komplettes Glücksspiel-Werbeverbot in Kraft getreten, das dem in Italien ähnelt. Auch belgische Fußballvereine sollen das Verbot umgehen, indem sie Tochterfirmen ihrer Glücksspiel-Sponsoren bewerben.

Diese Beispiele könnten zu der Frage führen, ob komplette Verbote von Glücksspiel- und Sportwetten-Sponsoring im Fußball überhaupt umzusetzen oder zielführend sind.

Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?

Die Pläne für eine Aufhebung des Verbots von Glücksspiel-Sponsoring im italienischen Fußball scheinen bereits sehr konkret zu sein. Da sowohl der Sportminister als auch der Präsident der Serie A bereits in die Pläne eingeweiht sind und aktiv an einer Umsetzung mitarbeiten, könnte es eine schnelle Einigung geben.

Es heißt, dass der italienische Senat bereits in der kommenden Woche [Link auf Italienisch] über die Aufhebung des Sponsoring-Verbots abstimmen werde. Wie schnell eine entsprechende Gesetzesänderung verfasst und umgesetzt werden könnte, lässt sich nur schwer vorhersagen.

Da die beteiligten Personen jedoch auf eine schnelle Lösung drängen, könnten italienische Fußballvereine bereits in absehbarer Zeit erneut mit Glücksspiel- und Sportwettenanbietern werben.

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