Britisches House of Lords lehnt Glücksspiel-Werbeverbot im Fußball ab
- Football Governance Bill passiert House of Lords
- Verbot von Glücksspiel-Werbung und -Sponsoren im Fußball scheitert
- House of Commons berät und entscheidet im nächsten Schritt

Die neue Football Governance Bill könnte die englische Fußballmannschaft nachhaltig verändern. © Mylo Kaye/Pexels
Football Governance Bill passiert House of Lords ohne Werbeverbot
Die britische Football Governance Bill [Link auf Englisch], ein Gesetz, das die Einführung eines unabhängigen Fußballregulators (Independent Football Regulator [IFR]) vorsieht, habe laut iGamingBusiness [Link auf Englisch] die Zustimmung des House of Lords erhalten. Allerdings sei eine umstrittene Ergänzung, die ein vollständiges Werbe- und Sponsoringverbot für Glücksspielanbieter im englischen Fußball vorgesehen hätte, abgelehnt worden.
Der von Lord Addington eingebrachte Änderungsantrag zum Werbe- und Sponsoringverbot habe nur 74 Stimmen erhalten. 339 Mitglieder des House of Lords hätten dagegen gestimmt. Addington selbst habe hinsichtlich des Antrags argumentiert, dass Glücksspiel-Werbung außer Kontrolle geraten sei und Maßnahmen erforderlich seien, um deren Einfluss auf den Sport zu begrenzen.
Neue Regeln für den englischen Fußball: Das steht in der Football Governance Bill
Die Football Governance Bill zielt darauf ab, die Nachhaltigkeit und Integrität des englischen Fußballs zu sichern. Das Gesetz soll damit sicherstellen, dass Vereine langfristig wirtschaftlich tragfähig bleiben. Es beinhaltet folgende Kernmaßnahmen:
- Unabhängiger Fußballregulator: Einführung eines Independent Football Regulator (IFR), der die finanzielle Stabilität und Good Governance (gute Führung) von Fußballklubs überwacht.
- Lizenzierung von Klubs: Einführung von Betriebslizenzen für Fußballklubs, die bestimmte finanzielle und organisatorische Anforderungen erfüllen müssen.
- Eigentümer- und Managementprüfung: Strengere Eignungskriterien für Klubbesitzer und leitende Angestellte, um finanzielle und ethische Standards zu gewährleisten.
- Fans und Vereinsidentität: Vereine dürfen Heimatstadien, Wappen, Vereinsfarben oder Namen nicht ohne Genehmigung ändern.
- Verteilung von Einnahmen: Der IFR kann Regeln zur gerechteren Verteilung der Einnahmen zwischen Ligen festlegen, um kleinere Vereine zu schützen.
- Ermittlungs- und Durchsetzungsbefugnisse: Der IFR erhält weitreichende Befugnisse zur Untersuchung von Regelverstößen und kann Sanktionen verhängen.
Trotz des ausbleibenden Erfolgs bei der Abstimmung habe seine Initiative Unterstützung bei einigen Lords gefunden. Ein Mitglied des Oberhauses des britischen Parlaments habe etwa kritisiert, dass manche Glücksspielunternehmen gezielt auf gefährdete Personen und süchtige Spieler abzielen würden.
Gegner warnen vor finanziellen Einbußen für Vereine
Gegner der Änderung seien hingegen davon überzeugt, dass ein Verbot insbesondere für kleinere Vereine finanzielle Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Die zweithöchste Spielklasse Englands, die English Football League (EFL), könnte etwa erheblich von einer solchen Änderung betroffen sein. Sie unterhalte einen lukrativen, bis 2029 gültigen Sponsorenvertrag mit dem Sportwettenanbieter Sky Bet. Zudem sei ein moralisches und politisches Dilemma im Bereich des Möglichen.
Jede diskriminierende Behandlung der Glücksspielindustrie als potenzieller Sponsor würde eine moralische und politisch aufgeladene Entscheidungsfindung darüber implizieren, welche Sponsoren tugendhaft genug sind, um zugelassen zu werden. Davon sollten sich die Regulierungsbehörde und dieser Gesetzentwurf fernhalten.”–Baroness Fox of Buckley, Mitglied des House of Lords, iGamingBusiness
Die finanzstärkere Premier League hatte bereits im vergangenen Jahr selbstverpflichtend beschlossen, dass Glücksspielunternehmen ab der Saison 2026/27 nicht mehr auf der Trikotvorderseite von Teams werben dürfen. Kritiker sehen diese Maßnahme aber als unzureichend an, da Glücksspiel-Werbung weiterhin auf anderen Kanälen präsent bleibe.
Auch einige andere europäische Länder wie die Niederlande, Belgien und Spanien haben bereits striktere Regelungen bezüglich Glücksspielsponsoren im Fußball durchgesetzt. In Italien wird jedoch gegenwärtig darüber diskutiert, Glücksspielsponsoren im nationalen Fußball wieder zu gestatten. Grund dafür seien massive finanzielle Verluste italienischer Fußballvereine in den vergangenen Jahren.
Nächste Schritte im House of Commons
Die Football Governance Bill werde im nächsten Schritt zur weiteren Beratung ins House of Commons weitergeleitet. Dort stünden mehrere Lesungen, Ausschussdiskussionen und ein abschließendes Votum an, bevor das Gesetz frühestens im Sommer 2025 in Kraft treten könnte.
Sollte das Gesetz letztlich verabschiedet werden, würde der neue unabhängige Fußballregulator für die finanzielle Stabilität der Fußballbranche und für Vereinslizenzen zuständig sein. Er hätte allerdings keinen Einfluss auf Werbe- und Sponsoringverträge von Vereinen.