Warnung der Glücksspiel-Giganten vor wachsendem illegalen Glücksspielmarkt – mehr als nur leere Worte?
Die European Gaming and Betting Association (EGBA) hat in der Vergangenheit bereits mehrfach auf den wachsenden Schwarzmarkt für Glücksspiel in Europa aufmerksam gemacht. Am vergangenen Donnerstag haben die CEOs der größten Glücksspiel-Unternehmen innerhalb der EGBA einen offenen Brief unterzeichnet, um diese Warnung nochmals zu konkretisieren.
Positiver Nachhaltigkeitsbericht, aber CEOs sprechen Warnung aus
Die EGBA hat am vergangenen Donnerstag einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht [Bericht auf Englisch], aus dem unter anderem hervorgehe, dass die Nutzung von Spielerschutz-Tools deutlich gestiegen sei. Auch bei der Schulung von Mitarbeitern und der Generierung von finanziellen Mitteln zum Spielerschutz und für Forschungszwecke habe es Fortschritte gegeben.
Im Rahmen des Berichtes wurde zudem ein öffentlicher Brief der CEOs der größten in Europa tätigen Glücksspiel-Unternehmen abgedruckt, der davor warne, dass die Fortschritte der letzten Jahre durch den wachsenden Schwarzmarkt in Europa gefährdet werden könnten.
Folgende CEOs hätten den offenen Brief unterschrieben:
- John Coates (bet365)
- Jesper Svensson (Betsson)
- Stella David (Entain)
- Peter Jackson (Flutter)
- Per Widerström (Evoke)
- Nils Andén (Kindred)
Droht der Schwarzmarkt in Europa auszuufern?
Insgesamt seien 32,5 Millionen Spieler europaweit bei legalen Glücksspielanbietern registriert. Damit wachse der regulierte Markt weiter, obwohl zu befürchten sei, dass die Dunkelziffer auf dem Schwarzmarkt zunehme.
Die CEOs der genannten Glücksspielfirmen beziehen sich in ihrem Brief auch auf jüngste Zahlen in Frankreich, wo der Schwarzmarkt den legalen Sektor in bestimmten Bereichen überholt haben soll. Auch eine Studie der Universität Leipzig mache deutlich, dass der Schwarzmarkt mehr als nur eine Randerscheinung sein dürfte.
Nach Meinung der Unterzeichner sei es besorgniserregend, dass viele der nicht-lizenzierten Anbieter noch nicht einmal eine Altersüberprüfung durchführen würden. Zudem könnten die illegalen Anbieter aufgrund geringerer Betriebskosten, u.a. wegen fehlender Lizenzgebühren und nicht entrichteter Steuern, die Spieler mit attraktiveren Angeboten locken.
Viele Glücksspiel-Unternehmen haben Schwarzmarkt-Vergangenheit
Dass die CEOs der genannten Unternehmen den offenen Brief unterschrieben haben, sollte nicht davon ablenken, dass viele der Firmen ihren Grundstein auf unregulierten Märkten gelegt haben oder bis heute in diesen aktiv sind.
In der Vergangenheit machten die genannten Unternehmen immer wieder Schlagzeilen mit dem Anbieten von Glücksspiel auf unregulierten Märkten bis hin zu millionenschweren Strafzahlungen im Zusammenhang mit Verstößen gegen Glücksspiel-Richtlinien.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass einige Branchen-Riesen ihr eigenes Bewertungssystem hinsichtlich der Legalität haben: Der Glücksspiel-Konzern Entain operiere eigenen Angaben zufolge bereits zu 100 % auf regulierten Märkten. Im gleichen Atemzug werde aber eingeräumt, dass man auch in Ländern aktiv sei, die sich auf einem mutmaßlichen Weg zur Regulierung befänden, wie beispielsweise Brasilien oder Österreich.
Zeit zum Handeln gekommen – aber wie?
Abschließend hätten die CEOs bekräftigt, dass jetzt die “Zeit zum Handeln” gekommen sei. Welche Maßnahmen aber konkret dabei helfen könnten, dem wachsenden Schwarzmarkt die Stirn zu bieten und wie dem grundsätzlichen Problem begegnet werden könnte, dass immer wieder neue Anbieter am Markt erscheinen, scheint nicht im Detail erläutert worden zu sein.