Paradox: Warnung vor illegalem Glücksspiel auf DFB-Portal fussball.de – aber Werbung für verbotene Anbieter?
Auf der Website fussball.de gibt es seit einigen Tagen einen FAQ-Artikel zum Thema Sportwetten, der häufige Fragen der Fußballinteressierten zum Glücksspiel in Deutschland im Allgemeinen und Sportwetten im Speziellen beantwortet. Darin wird auch vor illegalen Anbietern gewarnt, für die fussball.de aber Werbung veröffentlicht.
Umfangreiche Aufklärung zu Glücksspiel
Das Portal fussball.de wird vom DFB betrieben und bezeichnet sich selbst als “Heimat des Amateurfußballs”. Hier können nicht nur die Ergebnisse aus den Top-Ligen eingesehen werden, sondern bis hinunter in die Kreisklasse gibt es detaillierte Spielberichte und Statistiken.
Seit einigen Tagen ist auf fussball.de eine kompakte FAQ rund um Glücksspiel und Sportwetten veröffentlicht worden, die unter anderem die Frage beantwortet, ob Sportwetten als eine Form des Glücksspiels betrachtet werden sollten:
Ja, auch Sportwetten gehören zu den Glücksspielen. Der Ausgang oder das Eintreten bestimmter Ereignisse im Sport beruht überwiegend auf dem Zufallsprinzip und lässt sich kaum vorhersagen. Der Einfluss von sportbezogenem Wissen auf die Gewinnchance wird bei Sportwetten stark überschätzt. – Auszug aus den Sportwetten-FAQ, Quelle: fussball.de
Darüber hinaus werden Leser auch darüber informiert, wie sie eine mögliche Sportwetten-Sucht bei sich oder anderen erkennen können. Auch Beratungsstellen und Portale werden genannt, die kontaktiert werden können. Zudem werden die Ziele des Glücksspielstaatsvertrages und deren Umsetzung in Deutschland erklärt.
fussball.de irritiert mit illegaler Glücksspiel-Werbung
Im Zusammenhang mit der Aufklärungsarbeit, die fussball.de auf der Website betreibt, mutet es hingegen merkwürdig an, dass das Portal Werbung für in Deutschland illegale Glücksspielanbieter zu betreiben scheint.
Unter einem Beitrag zum Thema Sportwetten-Sucht wird beispielsweise Werbung für ein Krypto-Casino gemacht, wie folgender Screenshot vom heutigen Tage zeigt:
Krypto-Casinos sind laut dem Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland illegal und erhalten keine Lizenz der GGL. Daher ist auch eine Bewerbung jeglicher Krypto-Glücksspiele in Deutschland verboten.
Ebenfalls pikant: Bannerwerbung für ein Online Casino, das Live-Casino-Games anbietet, wird unter einem Beitrag angezeigt, der über Kindersport berichtet.
Das Redaktionsteam von fussball.de sollte dazu angehalten sein, in Absprache mit dem Vermarkter die Vergabe der Werbeplätze zu überdenken. Dass die sichtbaren Werbeanzeigen im Sinne der Kommunikationsstrategie von fussball.de sind, darf angezweifelt werden.
Diskussionen zur Werbung für Sportwetten
Werbung für Sportwetten-Anbieter gehört in der Fußballwelt zum Alltag. Die Fans im Stadion und an den Bildschirmen sind die perfekte Zielgruppe für die Buchmacher, die in TV-Spots, auf Werbebanden in den Arenen und sogar als Sponsor auf der Trikot-Brust in Erscheinung treten.
Manche Personen fordern, dass Werbung für Sportwetten komplett verboten werden sollte. Doch die Branche weist darauf hin, dass die Differenzierung von legalen und illegalen Sportwetten-Angeboten in Deutschland unter anderem über Werbung möglich sei. Ohne diese Kommunikation würde der ohnehin schon starke Schwarzmarkt noch mehr Zulauf erhalten.
Experten in Österreich kritisieren zudem, dass dort Sportwetten immer noch nicht als Glücksspiel reguliert sind, sondern zu den sogenannten Geschicklichkeitsspielen zählen. Dabei hätten Studien bereits gezeigt, dass das Verlustrisiko bei Sportwetten sogar höher als bei anderen Glücksspielen sein kann.
Wetten auf Amateurfußball werden auf fussball.de nicht beleuchtet
Erstaunlicherweise fehlt in den FAQ zudem bisher ein Verweis auf die aktuellen Diskussionen rund um Wetten auf Spiele des Amateurfußballs. Nach der Veröffentlichung eines polarisierenden Videobeitrags des BR und NDR zu dem Thema wurde wochenlang medial darüber berichtet, welches Risiko für Spieler, Vereine und Wettende bestehe.
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde Länder (GGL) hat eine entsprechende FAQ zu diesem Spezialgebiet veröffentlicht und bei der Konferenz der Sportminister wurde relativ ergebnisoffen über mögliche Maßnahmen diskutiert, um Amateursportler besser zu schützen.