Social Impact Fund: Irlands Glücksspielbehörde führt Umfrage durch

  • GRAI befragt Betroffene, Angehörige und Fachstellen zum Social Impact Fund
  • Rund 3,3 % der Iren gelten als problematische Spieler
  • Glücksspielanbieter sollen verpflichtende Abgabe zahlen, um Forschung und Prävention zu stärken
Der Aufruf der GRAI.

Vier Umfragen sollen bei der Evaluation der Maßnahmen helfen. © GRAI/grai.ie

Fonds soll Hilfsprogramme finanzieren

Die Gambling Regulatory Authority of Ireland (GRAI) ruft auf ihrer Website derzeit von Spielsucht betroffene Personen, Angehörige, NGOs und Fachkräfte im Suchtbereich dazu auf, an einer Konsultation zur Gestaltung des neuen Social Impact Fund teilzunehmen [Link auf Englisch]. Dieser Fonds sei im Rahmen des Glücksspielregulierungsgesetzes von 2024 ins Leben gerufen worden und solle durch eine verpflichtende Abgabe aller lizenzierten Glücksspielanbieter finanziert werden. Die Entwicklung des Fonds sei laut GRAI eine zentrale Priorität.

Ziel sei es laut GRAI, ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Spielsucht zu unterstützen. Auch Bildungsprogramme und Forschungsvorhaben sollen demnach aus dem Fonds finanziert werden.

Vier Umfragen sollen den Bedarf ermitteln

Zur Ermittlung des gesellschaftlichen Bedarfs hat die GRAI vier spezifisch ausgerichtete Fragebögen veröffentlicht – unter anderem für Betroffene mit eigener Spielerfahrung, Angehörige, Behandlungseinrichtungen und Organisationen, die mit gefährdeten Gruppen arbeiten. Die Teilnahme sei freiwillig, könne jedoch auf Wunsch in einen weiteren Konsultationsprozess münden.

Leute verspielen zum Beispiel das Kindergeld. Und das ganze Stigma, das dem problematischen Spielen anhaftet, ist ohnehin so schwierig. Es ist wichtig, dass die Menschen es als ein Gesundheitsproblem verstehen, das als solches behandelt werden muss.”Anne Marie Caulfield, Hauptgeschäftsführerin der irischen Glücksspielregulierungsbehörde, Irish Examiner

Die Umfragen laufen zunächst bis zum 15. Mai. Die soziale Inklusionsorganisation Pobal koordiniere dabei im Auftrag der GRAI die Durchführung und Auswertung. Laut GRAI solle damit sichergestellt werden, dass finanzielle Mittel zielgenau dort ankommen, wo der Bedarf am größten sei.

Finanzierung durch Abgabe der Industrie – Staat bleibt außen vor

Die Finanzierung des Fonds sei, so würden politische Entscheidungsträger laut der Branchenpublikation iGamingBusiness [Link auf Englisch] betonen, vollständig durch die Glücksspielbranche gedeckt – die Steuerzahler würden nicht zusätzlich belastet.

Blick auf Dublin.

Der Fonds soll Hilfsmaßnahmen finanzieren. © Luciann Photography/Pexels

Die Abgabe werde anteilig am Umsatz der Lizenznehmer bemessen, die genaue Höhe lege das Justizministerium fest. Ausgenommen seien Organisationen mit wohltätigem oder gemeinnützigem Lotteriezweck. Auch nicht auszahlbare Guthaben geschlossener Spielerkonten müssten laut Gesetz in den Fonds überführt werden. Die GRAI selbst werde den Fonds operativ verwalten, während das Justizministerium die Verteilung der Mittel überwache.

Mehr Problemspieler als bislang gedacht

Die Umfrage habe einen spezifischen Anlass: Laut einer von der GRAI zitierten Studie von Oktober 2023 würden rund 3,3 % der erwachsenen Bevölkerung Irlands unter problematischem Spielverhalten leiden – das entspreche etwa jedem 30. Erwachsenen. Diese Zahl liege rund zehnmal höher als frühere Schätzungen [Link auf Englisch] aus der Zeit vor der Pandemie.

Zudem hätten Erhebungen darauf hingedeutet, dass frühe Spielerfahrungen in der Kindheit die Wahrscheinlichkeit späterer Spielsucht deutlich erhöhen können. Rund 65 % der Befragten hätten vor dem 18. Lebensjahr erstmals gespielt, bei 30 % hätte ein Elternteil ebenfalls regelmäßig gespielt.

Parallelen zum britischen Modell – aber auch Kritik

Irlands Ansatz ähnelt dem britischen Modell, das seit April eine gesetzlich verankerte Abgabe in Höhe von 1,1 % des Bruttospielertrags vorsieht. Kritik sei dort jedoch von Forscherseite gekommen: Man fürchte, dass die enge Verflechtung von Forschungsgeldern mit der Branche die Unabhängigkeit wissenschaftlicher Arbeiten gefährde.

Auch die GRAI sei sich dieser Problematik bewusst und plane daher zusätzliche Maßnahmen zur Sicherstellung einer evidenzbasierten, ethisch fundierten Ausrichtung der Forschungs- und Präventionsarbeit. Zudem sollen laut GRAI spezialisierte Beratergremien eingerichtet werden, darunter eines, das ausschließlich mit Betroffenen und ehemaligen Spielern besetzt sein soll.

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