Großbritannien: Labour-MP Alex Sobel fordert Channel 4 zum Stopp der Glücksspielwerbung auf

Parlamentsmitglied Alex Sobel der Labour-Partei fordert den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Channel 4 zu einem Stopp der Werbung für Glücksspielanbieter auf. Der Sender könnte dadurch eine Vorreiterrolle einnehmen.

Alex Sobel, Labour MP.

Alex Sobel plädiert gegen Glücksspiel-Werbung im Fernsehen. © David Woolfall/wikimedia

Alex Sobel fordert Stopp der Werbung für Glücksspielanbieter im Fernsehen

Der öffentlich-rechtliche britische Fernsehsender Channel 4 könnte der erste Sender werden, der in Großbritannien keine Werbung für Glücksspielanbieter mehr zeigt. Die Initiative gehe laut Independent auf das Parlamentsmitglied für Leeds Central und Headingly Alex Sobel zurück, der die Initiative mit einem Brief an den Sender angestoßen habe. Channel 4 sei ins Visier des Politikers von der Labour-Partei gerückt, weil der Sender, trotz Versuchen des ehemaligen britischen Premierministers, ihn zu verkaufen [Link auf Englisch], noch immer in öffentlich-rechtlichem Eigentum sei und deshalb eine Vorreiterrolle einnehmen könnte.

Die Vereine der Premier League [Link auf Englisch] gingen indes schon einen Schritt voran und werden ab der Saison 2025/2026 keine Werbung für Glücksspielanbieter mehr auf Trikots zeigen. Zudem veröffentlichte der Verband [Link auf Englisch] im Juli 2024 einen strengen Verhaltenskodex für die Zusammenarbeit mit Sportwetten-Sponsoren.

Glücksspiel-Werbung im Visier

Die Forderung Sobels erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Glücksspiel-Werbung in Großbritannien ohnehin in der Kritik steht. Die britische Gambling Commission kam etwa in einer 2023 veröffentlichten Studie [Link auf Englisch] zu dem Schluss, dass Glücksspielwerbung mit dafür verantwortlich sei, dass Kinder und Jugendliche in Großbritannien glücksspielaffin seien. Demnach hätten 26 Prozent der 11- bis 17-Jährigen im vergangenen Jahr eigenes Geld für Glücksspiele ausgegeben. Dies sei immerhin ein Rückgang um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2022.

Die häufigsten Aktivitäten seien das Spielen an Automaten wie Penny Pushers (19 Prozent) und Wetten mit Familie oder Freunden (11 Prozent) gewesen. 0,7 Prozent der Jugendlichen wurden als problematische Glücksspieler eingestuft, 1,5 Prozent als gefährdet. Die Glücksspiel-Werbung habe zwar weniger Jugendliche als im Vorjahr erreicht, dennoch hätten laut Gambling Commission noch immer 53 Prozent online und 55 Prozent offline Werbung wahrgenommen.

Die Mehrheit der britischen Öffentlichkeit unterstützt ein vollständiges Verbot von Glücksspielwerbung. Ich bitte Sie, ein vollständiges Verbot der Glücksspiel-Werbung auf Channel 4 in Betracht zu ziehen.”Alex Sobel, Parlamentsmitglied für Leeds Central und Headingly, Independent

Sobel habe laut des Independent betont, dass viele Menschen zwar ohne Probleme spielten, Glücksspiel für andere aber zu Schulden, familiären Problemen und sogar zum Selbstmord führen könne. Ein Verbot der Glücksspiel-Werbung könne dabei helfen, gefährdete Personen besser zu schützen und die negativen Auswirkungen zu verringern.

Besorgniserregende Zahlen in Großbritannien

Ein Verbot von Fernsehwerbung für Glücksspielanbieter wäre nicht die erste Maßnahme der britischen Gesetzgeber, die das Ziel hat, Spielerzahlen auf Dauer zu verringern. Der Erfolg dieser Schritte hält sich bislang allerdings noch in Grenzen. Ein 2020 eingeführtes Kreditkartenverbot habe laut des National Centre for Social Research (NatCen) [Link auf Englisch] nur mäßige Erfolge verzeichnen können.

Eine Finanzprüfung und Risikobewertung verschiedener Spielergruppen wurde zwar angekündigt, aber bislang nicht umgesetzt. Stattdessen hat die UK Gambling Commission (UKGC) [Link auf Englisch] verkündet, dass die Branche zwischen April und Juni 2024 neue Umsatzrekorde gebrochen habe.

Initiativen in Deutschland zum Verbot von Glücksspiel-Werbung

Auch in Deutschland gibt es immer mehr Initiativen, die darauf abzielen, die Werbung für Glücksspiel zu verbieten. In zahlreichen Bundesländern wie Bremen, Berlin und Nordrhein-Westfalen wird verstärkt darüber diskutiert, die weitverbreitete Werbung für Glücksspiel im öffentlichen Raum, Fernsehen und Radio einzuschränken. Kritiker argumentieren, dass vor allem junge Menschen und gefährdete Spieler durch diese Werbung vermehrt zum Spielen animiert würden.

Politiker wie der Bremer Innensenator Mäurer setzen sich für ein vollständiges Werbeverbot ein, um den Spielerschutz zu verbessern. Ähnliche Bestrebungen gibt es auch in anderen Bundesländern, wo die Risiken durch exzessives Glücksspiel zunehmend als gesellschaftliches Problem erkannt werden. So hat das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung die Konferenz der Länderinnenminister kürzlich in einem offenen Brief</a dazu aufgefordert, die Werbung für Sportwetten gesetzlich stärker einzuschränken

Nicht inbegriffen sind in der entsprechenden Studie die Umsätze auf dem Schwarzmarkt. Drei Milliarden Euro jährlich würden die Briten laut des Betting and Gaming Council (BGC) [Link auf Englisch] bei illegalem Glücksspiel setzen. Weiterhin würden laut der Hilfsorganisation GambleAware [Link auf Englisch] 1,65 Mio. Kinder in Großbritannien in Spielsucht-Haushalten leben.

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