Niederländische Fachverbände warnen vor illegalen Glücksspielanbietern

In den Niederlanden steigen die Erträge illegaler Glücksspielanbieter trotz eines Rückgangs bei den Spielerzahlen. Fachverbände reagieren nun mit Warnungen und Vorschlägen dafür, wie die Situation verbessert werden könnte.

Grachte in Amsterdam, Niederlande.

In den Niederlanden wird vor dem illegalen Glücksspielmarkt gewarnt. © Chait Goli/Pexels

Boom im illegalen Glücksspielsektor sorgt für Besorgnis in den Niederlanden

Laut verschiedener Quellen haben die beiden niederländischen Fachverbände Dutch Gambling Authority (KSA) und Licensed Dutch Online Gambling Providers (VNLOK) Bedenken darüber geäußert, dass immer mehr Geld ins illegale Glücksspiel fließe. Obwohl mittlerweile weniger Spieler im illegalen Markt unterwegs seien, würden die verbleibenden mehr Geld ausgeben, als dies zuvor der Fall gewesen sei. Etwa 95 % aller Spieler in den Niederlanden bevorzugten und nutzten demnach zurzeit legale Provider. 2023 seien es dagegen noch 90 % gewesen. Beim Bruttospielertrag sähen die Zahlen der illegalen Provider dennoch besser aus: In diesem Jahr würde dieser auf 13 % geschätzt, während er 2023 noch bei 10 % gelegen habe.

Helma Lodders, Vorsitzende von VNLOK, und Eric Konings, Geschäftsführer der Dutch Online Gambling Association [Link auf Englisch] (NOGA) warnten in einer gemeinsamen Stellungnahme vor der Gefahr, die von dieser Entwicklung besonders für vulnerable Gruppen ausgehe und betonten, wie wichtig es sei, „die Überwachung in dieser Hinsicht zu verstärken“.

Es ist ermutigend, dass viele Menschen, die spielen wollen, einen legalen Anbieter finden können. Gleichzeitig ist es besorgniserregend, dass Spieler, die sich für das illegale Angebot entscheiden, dort mehr Geld ausgeben. Dies wirft die Frage auf, ob es uns gelingt, die am meisten gefährdeten Spielergruppen, wie Minderjährige, junge Erwachsene oder Problemspieler, ausreichend zu schützen. Wir wissen, dass die Attraktivität illegaler Glücksspielseiten für diese Gruppen besonders groß ist. Und jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass Minderjährige ohne große Probleme bei illegalen Anbietern spielen können. Diese Gruppen laufen nun Gefahr, aus den Statistiken zu verschwinden, obwohl sie einen besonderen Schutz verdienen.”gemeinsames Statement von Helma Lodders und Eric Konings, Vorsitzende von VNLOK und NOGA-Geschäftsführer, NOGA

Weniger Beratung, mehr illegales Glücksspiel

Lodders und Konings wiesen weiter darauf hin, dass die Zahl der Beratungsgespräche mit Spielern gesunken sei, was darauf hindeuten könne, dass weniger Spieler unter Glücksspielproblemen leiden. Jedoch könne es ebenso bedeuten, dass diese Spieler sich verstärkt dem Schwarzmarkt zuwenden würden, wo sie keinen Schutz vor schädlichem Verhalten hätten. Beide Parteien würden fordern, den Anmeldeprozess für das Zentrales Spielausschlussregister (Cruks) zu vereinfachen, um ihn für Spieler attraktiver zu gestalten.

Schwierigkeiten beim Kampf gegen illegales Glücksspiel

Der Kampf gegen das illegale Glücksspiel gestaltet sich nicht nur in den Niederlanden schwierig, sondern auch in anderen Ländern in Europa. Obwohl viel Geld in die Forschung investiert wird und immer wieder unterschiedliche Maßnahmen gegen Anbieter auf dem Schwarzmarkt ins Feld geführt werden, bringen nur wenige messbare Ergebnisse. Auch in Deutschland werde vor einer weiteren Ausbreitung und einer Benachteiligung von legalen Anbietern gewarnt.

Es darf nicht sein, dass diejenigen, die sich gesetzestreu verhalten, systematisch benachteiligt werden, während illegale Anbieter immer dreister agieren. Wir fordern die Politik und die zuständigen Behörden deshalb mit Nachdruck auf, endlich entschlossen gegen diese kriminellen Machenschaften vorzugehen.”Andy Meindl, Präsident des Bayerischen Automaten-Verbandes, ISA Guide

Sperrungen von Online-Casinos in der Schweiz seien gar vergleichbar mit Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen. Weil der Sperrvorgang länger dauere als die Wiedereröffnung eines illegalen Casinos und die Betreiber fast immer im Ausland säßen, sei die Aussicht auf Erfolg zumindest in dem Alpenland gering.

Warum entscheiden sich Spieler für illegale Glücksspielanbieter?

  • Attraktivere Boni und Promotions: Illegale Anbieter bieten oft deutlich verlockendere Bonusangebote, höhere Einsätze oder geringere Auszahlungsanforderungen. Diese Promotions erscheinen auf den ersten Blick attraktiver, bergen jedoch erhebliche Risiken. Aus diesem Grund sind solche Boni etwa in Deutschland durch den Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland eingeschränkt.
  • Anonymität und Datenschutz: Viele Spieler bevorzugen illegale Plattformen, weil sie dort oft anonym spielen können, ohne umfassende Identitätsnachweise zu erbringen. Dies macht es insbesondere für gesperrte oder eingeschränkte Spieler leichter, weiter am Glücksspiel teilzunehmen.
  • Weniger Restriktionen: Auf illegalen Seiten gibt es häufig weniger Beschränkungen, sei es bei Einsatzlimits oder der Art der Spiele, was für Spieler, die sich durch legale Regularien eingeschränkt fühlen, verlockend wirkt.
  • Einfacherer Zugang für Minderjährige und gesperrte Spieler: Besonders gefährdete Gruppen wie Minderjährige, junge Erwachsene oder Problemspieler haben auf illegalen Plattformen oft leichteren Zugang, da die Sicherheitsvorkehrungen und Altersverifizierungen deutlich schwächer sind.
  • Illegale Anbieter nutzen Lücken im System: Da viele illegale Anbieter aus dem Ausland operieren, nutzen sie Schwächen in der internationalen Strafverfolgung aus.
  • Fehlende Schutzmechanismen: Anders als bei legalen Anbietern fehlen bei illegalen Plattformen oft Mechanismen zum Spielerschutz, wie Limits oder Selbstsperrungen. Dies stellt hauptsächlich für Personen mit problematischem Spielverhalten eine Gefahr dar.

Laut der Universität Luzern seien Spielersperren von mindestens sechs Monaten dagegen wirksam gegen Glücksspielsucht, die oft in Zusammenhang mit der Nutzung illegaler Angebote stehe und gezielt von Anbietern ausgenutzt werde [Link auf Englisch]. Das Kreditkartenverbot fürs Online-Gambling in Großbritannien brachte laut einer Studie [Link auf Englisch] des National Centre for Social Research (NatCen) nur begrenzten Erfolg.

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