Sportradar: Deutlicher Rückgang bei Verdachtsfällen von Spielmanipulationen im Jahr 2024
Der weltweit bekannte Datenanalyst Sportradar meldet, dass es im Jahr 2024 deutlich weniger Verdachtsfälle von Spielmanipulationen gegeben habe. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht hervor.
17 % weniger Verdachtsfälle als im Vorjahr
Sportradar ist ein Schweizer Datenanalyst, der die Spiele verschiedener Sportarten überwacht, um mögliche Spielmanipulationen anhand der analysierten Wettmuster aufzudecken. Am 9. Januar hat Sportradar seinen Jahresbericht mit dem Titel Integrity in Action 2024 Global Analysis & Trends [Link auf Englisch] veröffentlicht.
Aus dem Bericht geht hervor, dass es im Jahr 2024 einen Rückgang von 17 % bei verdächtigen Spielen gegeben habe. Insgesamt seien 850.000 Spiele aus 70 Sportarten durch Sportradar überwacht worden. Dabei habe sich die Zahl der Spiele, die wegen möglicher Manipulationen untersucht worden seien, auf 1.108 belaufen.
Die meisten Verdachtsfälle habe es dabei in Europa gegeben. Im Jahr 2024 seien 439 Spiele wegen möglicher Manipulationen untersucht worden – im Vorjahr 2023 seien es noch 668 gewesen. Dennoch habe sich auch in Europa die Zahl der verdächtigen Spiele insgesamt um 34 % reduziert.
Sportradar hebt in seinem Jahresbericht hervor, dass es insbesondere im Fußball deutlich weniger Partien gegeben habe, die wegen möglicher Spielmanipulationen untersucht worden seien. Das Unternehmen habe im gesamten Jahr 2024 721 verdächtige Fußballspiele ermittelt – ein Rückgang von 18 % im Vergleich zum Vorjahr. Allein in Brasilien sei die Zahl der verdächtigen Spiele um 48 % gesunken.
Sportradar als Frühwarnsystem bei Spielmanipulationen?
Sportradar ist ein weltweit tätiges Unternehmen, das seinen Sitz in St. Gallen in der Schweiz hat. Gegründet wurde Sportradar von Carsten Koerl, der zu Beginn seiner Karriere den bekannten Sportwettenanbieter bwin aufgebaut hat. Sportradar ist darauf spezialisiert, Sportdaten zu sammeln und diese zu verarbeiten.
Dafür erfasst Sportradar Daten und Ergebnisse aus Sportereignissen und leitet diese in Echtzeit an seine Kunden weiter. Dazu zählen neben der UEFA auch Buchmacher. Täglich finden weltweit die verschiedensten Sportereignisse statt – Buchmacher können diese nicht selbst verfolgen und einschätzen, wie die Wettquoten für ihre Kunden ausfallen müssen.
Dafür greifen sie auf die Rohdaten zurück, die sie von Sportradar erhalten. Dabei handelt es sich beispielsweise um Statistiken der vergangenen Spiele einer Mannschaft oder eines Spielers.
Gleichzeitig fungiert Sportradar aufgrund seiner massiven Datensätze auch als Überwachungstool. Unregelmäßigkeiten bei Wetten fallen schnell auf, sodass Sportradar inzwischen als Frühwarnsystem bei Spielmanipulationen angesehen werden kann. Sportradar arbeitet beispielsweise mit den verschiedensten Sportverbänden zusammen und informiert diese über ungewöhnliche Wettmuster.
In den vergangenen Jahren konnten aufgrund der analysierten Daten von Sportradar zahlreiche Spielmanipulationen erkannt und verfolgt werden.
Sportradar deckt Matchfixing auf
Ob Tennis, Fußball oder Snooker: Matchfixing ist in vielen Sportarten verbreitet. In den vergangenen Jahren sind die verschiedensten Sportarten von Matchfixing-Skandalen erschüttert worden. In vielen Fällen ist Sportradar maßgeblich an deren Aufklärung beteiligt gewesen.
Fußball ist laut Sportradar die Sportart mit den meisten Verdachtsfällen. In Deutschland wurden im Jahr 2023 beispielsweise Wettmanipulationen in der Regionalliga Südwest aufgedeckt. Zudem laufen derzeit Ermittlungen gegen Lucas Paquetá, 27, der vier Premier League-Spiele manipuliert haben soll.
Ein Beispiel dafür ist der Fall des Snooker-Spielers Mark King, 50. Im Jahr 2023 habe dieser mehr als 190.000 EUR auf seine eigene Niederlage gewettet. Sportradar soll einen wesentlichen Anteil an der Aufklärung der Manipulation gehabt haben.
Auch im Darts ist im Dezember 2024 ein Fall von Matchfixing bekannt geworden. Auch in diesem Fall registrierte Sportradar ein ungewöhnliches Wettmuster und konnte zur Aufklärung der Manipulation beitragen.
Sportradar möchte die Integrität des Sports schützen
Sportradar zeigt sich in seinem Jahresbericht optimistisch über den Rückgang der verdächtigen Spiele im Jahr 2024. Gleichzeitig wolle das Unternehmen aber weiterhin wachsam bleiben und mit neuen Innovationen an einer noch besseren Aufdeckung möglicher Spielmanipulationen arbeiten:
Unsere Investitionen in Innovation in Kombination mit Dateneinblicken in die Wettbranche und fortgesetzter Aufklärung über Integrität stehen an der Spitze, um mit der sich ständig weiterentwickelnden globalen Sportintegritätslandschaft Schritt zu halten. Wir sind weiterhin bestrebt, unsere Methoden und Fähigkeiten zu verfeinern und mit der gesamten Sport- und Wettbranche zusammenzuarbeiten, um ein grundlegendes Fair Play zu unterstützen und die Integrität des Sports weltweit zu schützen.– Andreas Krannich, Geschäftsführender Vizepräsident, Integrität, Schutz der Rechte und Regulierungsdienste, Sportradar, Sportradar
Allein im vergangenen Jahr habe Sportradar gemeinsam mit den zuständigen Verbänden beispielsweise die Olympischen Sommerspiele in Paris sowie die Fußball-Europameisterschaft 2024 laut eigener Aussage erfolgreich überwacht. Seit Juli 2024 arbeite Sportradar außerdem mit der ATP zusammen und analysiere somit auch die Daten der Sportart Tennis.
Es bleibt abzuwarten, mit welchen technischen Innovationen Sportradar seine Analysen weiter ausbauen wird und wie sich dies auf die Integrität des Sports auswirken wird.