UK: High Court verurteilt Sky Betting & Gaming wegen unrechtmäßiger Datenverarbeitung

Der britische High Court hat das Glücksspielunternehmen Sky Betting & Gaming am 23. Januar 2025 wegen unrechtmäßiger Datenverarbeitung verurteilt. Dies könnte weitreichende Auswirkungen auf die Branche nach sich ziehen.

UK: High Court verurteilt Glücksspielanbieter Sky Betting & Gaming

Das Urteil des High Court könnte schwerwiegende Folgen für die Glücksspielbranche haben. © sjiong/wikipedia

Illegale Werbung für Spielsüchtige

Laut The Guardian [Link auf Englisch] habe der britische High Court festgestellt, dass der Wettanbieter Sky Betting & Gaming über zwei Jahre hinweg einen problematischen Spieler mit personalisierter Werbung bombardiert habe, ohne seine gültige Zustimmung einzuholen. Der Kläger, der zwischen 2017 und 2018 ganze 1300 Mails erhalten und über 46.000 GBP (ca. 55.000 EUR) verloren habe, sei als High-Value-Kunde eingestuft worden, anstatt als Risikospieler identifiziert und geschützt zu werden.

Die Betreiber nutzen Daten und Algorithmen, um Menschen mit größeren Spielanreizen anzusprechen, obwohl sie diese Daten nutzen sollten, um sinnvoll zu intervenieren.”Charles Ritchie, Mitglied der Wohltätigkeitsorganisation Gambling with Lives, The Guardian

Infolge der aggressiven Werbemaßnahmen sei seine Spielsucht weiter verschärft worden, bis er schließlich finanzielle und persönliche Krisen erlitten habe. Die für den Fall zuständige Richterin habe nun entschieden, dass seine Zustimmung zu den Marketingmaßnahmen nicht rechtswirksam gewesen sei, da er sich aufgrund seiner Spielsucht nicht in der Lage befunden habe, autonome Entscheidungen zu treffen.

Kritik an Sky Betting & Gaming

Die Untersuchung des Gerichts habe ergeben, dass der Anbieter durch den Einsatz ausgefeilter Datenalgorithmen detaillierte Profile seiner Kunden erstellt und darauf basierend gezielt Werbung an sie gesendet habe. Teilweise sollen die Spieler hunderte oder tausende Werbe-E-Mails bekommen haben.

Das britische Information Commissioner’s Office habe erklärt, dass unkontrollierte Überwachung dieser Art schwerwiegende Konsequenzen haben könne und man weiterhin regulatorische Maßnahmen gegen Verstöße ergreifen werde.

Mögliche Folgen für die Branche

Das High Court-Urteil [Link auf Englisch] ist als schwerer Schlag für die Glücksspielbranche einzustufen. Die Auswirkungen könnten weitreichend sein. Die Branche steht bereits wegen unzureichender Schutzmaßnahmen für gefährdete Spieler in der Kritik. Experten fordern schon seit Längerem eine strengere Regulierung von personalisierter Werbung, insbesondere für gefährdete Spieler.

Der Kampf gegen die negativen Folgen des Glücksspiels in Großbritannien

Die negativen Folgen des Glücksspiels stellen Großbritannien nach wie vor vor große Probleme. Laut einer Online-Umfrage leben 1,65 Millionen Kinder in Haushalten mit spielsüchtigen Angehörigen. Ihr eigenes Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln, sei dadurch erheblich erhöht. Eine Studie von GambleAware kam vor einigen Wochen zudem zu dem Schluss, dass Glücksspielwerbung in Großbritannien nicht streng genug reguliert sei. Sie könne problematisches Spielverhalten fördern und insbesondere junge Menschen negativ beeinflussen. Auch illegale Glücksspielanbieter auf dem Schwarzmarkt seien ein großes Problem, da sie keine Schutzmaßnahmen wie Einzahlungslimits oder Selbstsperren böten. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, setzt die britische Regierung zunehmend auf strengere Regulierungen. So sollen etwa über eine neue verpflichtende Abgabe für Glücksspielunternehmen jährlich 100 Millionen GBP in Prävention, Behandlung und Forschung investiert werden. Zudem würden ab 2025 neue Einsatzlimits für Online-Slots eingeführt, um exzessives Spielen zu verhindern. Auch die Werbung für Glücksspiel werde zunehmend eingeschränkt. In der Premier League sollen Wettanbieter bald nicht mehr als Trikotsponsoren auftreten dürfen. Auch der öffentlich-rechtliche Sender Channel 4 stehe unter Druck, Glücksspielwerbung vollständig zu verbannen. Dennoch müsse laut den Aussagen einiger Kritiker darauf geachtet werden, dass eine zu strenge Regulierung Spieler nicht in die Illegalität treibe.

Organisationen wie die Coalition to End Gambling Ads hätten die Entscheidung des Gerichts als bahnbrechend bezeichnet und gleichzeitig gewarnt, dass ähnliche Praktiken in der gesamten Branche verbreitet seien.

Der Kläger, der mittlerweile rehabilitiert sei, fordere nun eine Entschädigung für seine finanziellen Verluste sowie für die unrechtmäßige Nutzung seiner Daten. Eine weitere gerichtliche Anhörung soll jetzt über die Höhe der Entschädigung entscheiden.

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